Native American Church

Peyote-Zeremonie im Peyote-Tipi mit dem mondsichelförmigen Altar (1892)
Zeremonialgegenstände des Peyote-Medizinmannes

Die Native American Church (NAC) ist heute die größte Glaubensgemeinschaft der nordamerikanischen Indianer. Das zentrale Element ist der rituelle Genuss des Peyote-Kaktus, der unter anderem die psychoaktive Droge Meskalin enthält. Die Wirkung ist vielfältig und reicht von Enthemmung über Halluzinationen bis zu Angstzuständen.[1] Im religiösen Rahmen verwendet, führt Peyote zu spirituellen Erfahrungen (siehe auch: Entheogen). Aufgrund dessen wird der Glaube der NAC-Angehörigen auch als Peyotismus oder Peyote-Religion bezeichnet.

Der Begriff Kirche (Church) ist irreführend, da sie keine christliche Konfession vertritt. Die Native American Church entstand vielmehr durch eine synkretistische Vermischung verschiedener traditionell-indianischer Religionen und des von europäischen Siedlern mitgebrachten Christentums, speziell die zehn Gebote, zu einer neo-ethnischen Religion.

Da der Peyotismus keine feststehende Lehre oder Doktrin kennt, haben sich in den verschiedenen Gruppen bisweilen sehr unterschiedliche Ansichten etabliert.[2] In der Regel besteht ein Glaube an einen höchsten Gott, der „Großer Geist“ genannt wird und der mal mehr christlich, mal mehr traditionell (siehe etwa: Wakan, Manitu oder Orenda) aufgefasst wird. Er teilt sich dem Menschen durch diverse Geister mit; wie etwa durch den traditionellen Donnervogel, der die Gebete der Gläubigen zu Gott bringt. Häufig wird das Peyote als beseelter Geist angesehen, der als Repräsentant Gottes gilt oder mit Jesus identifiziert wird. Bei einigen Stämmen gilt Jesus als indianischer Kulturheros, als Fürsprecher bei Gott oder als Schutzgeist, der sich den von Weißen getöteten Indianern zuwendet.

Peyote – im rituellen Kontext gegessen – soll es dem Einzelnen ermöglichen, mit Gott und den Geistern (einschließlich der Ahnen) in Verbindung zu treten; Visionen, spirituelle Kraft, moralische Orientierung oder Heilung zu erhalten.[2]

Der nächtlich stattfindende Ritus, der von Rasseln und Trommeln begleitet wird, findet zumeist in einem Tipi um einen halbmondförmigen Erd-Altar und ein heiliges Feuer statt. Die so genannte „All-Night-Ceremony“ beginnt in der Regel etwa um 20 Uhr an Samstagen und wird von einem „Peyote-Häuptling“ geleitet. Es wird gebetet, gesungen, meditiert, Peyote gegessen und heiliges Wasser getrunken. Zudem wird solches Wasser und Tabak der Mutter Erde geopfert. Der Abschluss ist ein gemeinsames Frühstück am Sonntagmorgen.[2][3]

Der Lebensweg eines Anhängers der NAC wird als „Peyote Road“ bezeichnet und gebietet brüderliche Liebe, Familienpflege, Selbsthilfe durch stetige Arbeit, den Verzicht auf Alkohol[2] und Gewalt, Monogamie und absolute Ehrlichkeit.[3] Zudem sind Hexerei und magische Praktiken verboten.[4]

Der Peyotismus entstand um 1885 bei den Kiowa und Comanche in Oklahoma. Trotz erheblicher Widerstände wurde 1918 als formaler Überbau die Native American Church der USA gegründet.[2] 1954 entstand die NAC von Kanada.[4] Die Peyote-Religion ist eine der einflussreichsten Instanzen für den modernen Panindianismus (stammesübergreifendes Selbstbewusstsein als „Indianer“) und heute bei mehr als 50 Stämmen vertreten.[2] Da die NAC keine offiziellen Mitglieder hat, beruhen die Angaben von 100.000 bis 225.000 Mitgliedern (1992) allerdings auf Schätzungen.[5]

  1. Christian F. Feest: Beseelte Welten – Die Religionen der Indianer Nordamerikas. In: Kleine Bibliothek der Religionen, Bd. 9, Herder, Freiburg / Basel / Wien 1998, ISBN 3-451-23849-7. S. 200–203.
  2. a b c d e f Stichwort: Native American Church in der Encyclopedia Britannica, abgerufen am 12. Januar 2016.
  3. a b Thomas Jeier: Die ersten Amerikaner. Eine Geschichte der Indianer. 1. Auflage, DVA, München 2011 eISBN 978-3-641-06592-8. Kapitel 8.
  4. a b philtar.ac.uk: Overview of World Religions: Native American Church, abgefragt am 12. Januar 2016.
  5. Othmar Noggler: Indianer, erschienen in: Horst Balz et al. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie, Band 16: „Idealismus - Jesus Christus IV“. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1987, ISBN 978-3-11-019098-4. S. Horst Balz et al. (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie, Band 16: „Idealismus - Jesus Christus IV“. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1987, ISBN 978-3-11-019098-4. S. 97–102.

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